Hallo, ihr Lieben!
Oft scheint es so zu sein, dass wir in einer Gesellschaft leben, die sich obsessiv mit den positiven Seiten des Lebens beschäftigt. Dadurch steigen womöglich auch die eigenen Erwartungen. Oder?
Ich will glücklich, zufrieden und erfüllt sein. Ich möchte mit meiner Arbeit die Welt verändern. Ich will finanzielle Freiheit und die beste Gesundheit. Ich will die besten Freunde, den tollsten Partner und wunderschöne Reisen. Ich möchte hübscher, beliebter und wertvoller sein. Ich möchte bewundert werden und einfach natürlich, authentisch und großartig sein.
Wir alle streben in gewissen Bereichen unseres Lebens nach mehr! Dies ist auch okay so. Aber!
Diese Einstellung führt dazu, dass man sich oft auf die eigenen Unzulänglichkeiten fokussiert und diese hervorhebt. Als Konsequenz wachsen diese Unzulänglichkeiten und gewinnen an mehr Bedeutung.
Wir möchten mehr Geld verdienen, weil wir denken, nicht genug zu haben. Wir lesen Bücher über Glück, weil wir uns nicht glücklich genug fühlen. Wir visualisieren unseren zukünftigen Erfolg, weil uns der Erfolg jetzt nicht reicht.
Dieser Fokus auf das Positive zeigt uns ironischerweise immer wieder auf, was wir nicht haben. Was uns fehlt. Was wir nicht sind!
Unser gesellschaftliches und ökonomisches System möchte uns auch immer wieder weismachen, dass der Schlüssel zum besseren Leben, in dem hübscheren Haus, dem neuen iPhone oder dem neuen weltoffenen Partner liegt.
Die Botschaft ist klar: Das, was du jetzt hast bzw. wer du jetzt bist, ist nicht genug! Also, brauchst du mehr und musst besser werden!!!
Wir fangen also an, uns zu vergleichen und uns über allen möglichen Mist zu scheren. Ist unser Haus „modern“ eingerichtet? Hatten wir dieses Jahr schönere Ferien, als unsere Arbeitskollegen? Kommen wir weiter bei unserer Persönlichkeitsentfaltung?
Dies ist unser Versuch, uns immer und überall großartig zu fühlen. Wie auf den Plakaten der Werbung oder auf Facebook. Wenn wir uns dann doch mal nicht gut fühlen, dann scheint dies gleich ein böses Omen zu sein. Worauf haben wir nicht geachtet? Was haben wir jetzt falsch gemacht? Wer ist Schuld?
Oft erfahren wir auch den sogenannten Teufelskreis, wenn wir etwas negatives Erfahren.
Ein Beispiel: Du kommst in eine Situation, in der du innere Unruhe verspürst. Du fragst dich, was da los ist? Jetzt wirst du auf einmal unruhig, weil die Unruhe immer noch da ist! Mist!
Oder vielleicht versucht du deinen Ärger Einhalt zu gebieten. Für dich wird es also wichtig, dich nicht zu ärgern! Jetzt fängst du dich aber jedes Mal an zu ärgern, wenn du dich dann doch ärgerst. Mist! Du erkennst auch, dass du deinen Ärger nicht 100% kontrollieren kannst. Dies ärgert dich umso mehr! 3 Mal Ärger! Argh!
Du machst dir Sorgen, dass du dir öfters Sorgen machst. Du schämst dich umso mehr, weil du in einer gewissen Situation Scham gespürt hast. Du hast umso mehr Angst, wenn merkst, dass du ängstlich wirst.
Die Chance ist groß, dass auch du dich öfters in diesem Teufelskreis befunden hast. Aber keine Panik! Dies ist menschlich. Denn nur wir Menschen scheinen uns über unsere Gedanken, Gedanken machen zu können.
Zum Beispiel, kann ich die Packung Chips esse, sie genieße und mich gleichzeitig verurteilen, dass mir diese Chips schmecken.
Das Problem liegt aber nicht darin, dass wir uns Gedanken über unsere Gedanken machen können, sondern mehr in unserer Einstellung, dass wir irgendwie privilegiert sind, nur positive Erfahrungen zu machen.
Durch unsere Gesellschaft, Erziehung, Medien usw. haben wir irgendwie in unserem Bewusstsein abgespeichert, dass unser Leben immer großartig sein muss. Andrej Uhrich
Durch unsere Gesellschaft, Erziehung, Medien usw. haben wir irgendwie in unserem Bewusstsein abgespeichert, dass unser Leben immer großartig sein muss.
Und wenn wir durch unseren Facebookfeed scrollen, dann scheint dies auch oft der Fall zu sein. Nur glückliche und immer strahlende Gesichter. Hochzeiten, Urlaub, neuer Job, neues Haus, Gehaltserhöhung und der neue tolle Partner! Und wir?
Da fühlt man sich schnell zurückgelassen! Ist etwas falsch mit uns? Man fühlt sich schlecht! Und was passiert dann? Na, klar! Wir fühlen uns schlecht, weil wir uns schlecht fühlen!
„Wieso schaffe ich bloß nicht mehr?“,“Wieso geht es den anderen so viel besser?“,“Wieso finde ich bloß nicht meinen Traumpartner?“
Dieser Teufelskreis hat besonders bei der jungen Bevölkerung bizarre Strukturen angenommen. Die Anspannung und der Druck, entspannt und locker zu sein, ist hoch! Viele werden zutiefst unglücklich, weil sie nicht die ganze Zeit glücklich sind.
Was ist also eine mögliche Lösung? Wie wärs, wenn wir anfangen, uns um weniger Dinge im Leben zu scheren? Weniger Dingen im Leben Wichtigkeit und Bedeutung beizumessen? Dies hat übrigens nichts mit Apathie zu tun. Ganz im Gegenteil. Schenke nur Dingen Bedeutung, die für dich wahr, unmittelbar und wichtig ist.
Und wenn schon, dein Nachbar hat im Lotto gewonnen! Ist das Wichtig? Was ist, wenn deine beste Freundin jetzt geheiratet hat und du immer noch auf den Richtigen wartest. Ist das wirklich wichtig? Würdest du dich besser fühlen, wenn sie auch alleine wäre? Fühlst du dich jetzt schlecht, weil die Antwort evtl.“Ja“ ist? ;)
Sobald wir anfangen uns um solche Dinge nicht zu scheren, können wir paradoxerweise einen riesigen Sprung in unserer Entwicklung machen.
Du sagst dir dann: „Ich fühle mich jetzt schlecht, aber dies ist mir jetzt scheißegal.“ Und plötzlich fühlst du dich besser. Wie aus dem Nichts kommt die Einsicht, dass negative Gefühle irgendwie zum Leben dazu gehören. Und genau diese Einsicht birgt auch die Erleichterung in sich.
Komischerweise sind wir aber immer noch damit beschäftigt, das Internet zu durchforsten und die einzig wahre Methode zu finden, um uns immer gut zu fühlen.
Ich persönlich habe Freunde, die sehr unzufrieden sind. Sie suchen wie besessen nach dem nächsten spirituellen Hoch, weil die bisherigen Erfahrungen für sie nicht ausreichen. Wo liegt hier bitte der Unterschied zum Aktienhändler, der unzufrieden mit seinem Porsche ist, weil er gerne einen Ferrari haben möchte?
Wenn wir unsere Menschheitsgeschichte betrachten, dann war unser Leben hier in Deutschland noch nie so einfach. Wir leben im Überfluss. Wir haben so viele Möglichkeiten. Es gibt so viel Zeugs. Und trotzdem steigen die Stresssymptome, psychische Erkrankungen und Unzufriedenheit enorm an.
Aber warum? Nun, hier ist eine Einstellung, die vielen nicht bekannt ist und die regelmäßig übersehen wird. Ich glaube, sobald du diese Einstellung in dein Leben aufnimmst, kann sich dein Leben radikal ändern.

„Der Wille nach positiven Erfahrungen, ist an sich eine negative Erfahrung. Die Akzeptanz deiner negativen Erfahrungen, ist an sich eine positive Erfahrung.“
Mit anderen Worten: Je mehr du danach strebst, dich besser zu fühlen, desto unzufriedener wirst du mit deinem jetzigen Gefühl. Auch, wenn du dich super fühlst.
Oder: Je obsessiver du reich werden möchtest, desto ärmer wirst du dich fühlen. Egal, wie viel Vermögen du schon angehäuft hast.
Oder: Je obsessiver du hübscher werden möchtest, desto hässlicher wirst du dich selbst betrachten. Egal, wie du wirklich aussiehst.
Oder: Je verzweifelter du nach Liebe suchst, desto einsamer wirst du dich fühlen. Egal, wie viele Menschen dich wirklich lieben.
Ich hoffe, dies fängt an für dich Sinn zu machen. Die Frage, die sich jetzt viele stellen ist: „Ok, wenn ich nicht nach positiven Erfahrungen streben soll, wird mein Leben dann nicht furchtbar?“
Hmmm, ist dir mal aufgefallen, dass sobald Menschen auf ihr Auftreten „scheißen“, sie auf einmal authentischer und selbstbewusster rüberkommen?
Ist dir mal aufgefallen, dass der erfahrenste Meister, am meisten gescheitert ist.
Ist dir aufgefallen, dass der heftige Streit mit deinem Partner zu mehr Vertrauen, Offenheit und Nähe geführt hat.
Ich könnte noch unendlich so weiter machen, aber ich glaube, du weißt worauf ich hinaus will. So viele wertvolle Dinge in deinem Leben wurden erst durch negativen Erfahrungen möglich gemacht.
Das Meiden negativer Erfahrungen im Leben führt unmittelbar zu negativen Erfahrungen. Die Vermeidung deines Leidens führt unmittelbar zu mehr Leid. Die Leugnung deiner Scham führt unmittelbar zu mehr Scham.
Schmerz, Leid, Scham (negative Erfahrungen) usw. sind ein Bestandteil deines Lebens und die Vermeidung dieser Erfahrungen ist zerstörerisch. Sobald wir dem Schmerz große Bedeutung/ Wichtigkeit zuschreiben (uns um den Schmerz scheren), kontrolliert er unser Leben. Sobald du dir sagst: „Der Schmerz (negative Erfahrungen) ist mir scheißegal!“, wirst du unbezwingbar.
Fühl dich umarmt,
Andrej
P.S. Wenn du dich entschließt, die Einsichten aus diesem Text für dich zu implementieren, handle bitte mit bedacht. Höre achtsam auf dein Innerstes und lehne dich immer soweit aus dem Fenster, wie es für dich und deine Situation gerade zumutbar ist. Du bist der Experte bzw. die Expertin deines Lebens. Nur du weißt, was für dich am besten ist.
P.P.S. Die Inhalte meiner Artikel repräsentieren die individuellen Einsichten und Erfahrungen aus meinem Leben, aber auch meine Erkenntnisse und mein Wissen aus den Bereichen Coaching, Psychologie und Meditation. Ich habe dabei nie den Anspruch, dass meine Wahrheit auch deine sein muss! Mein Tipp: Nimm dir einen positiven Impuls für dein Leben heraus und verwerfe den Rest. Es geht hier schließlich um dich! Du weißt am besten, was dir gut tut ;)
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2 Comments on “Wie der Wille nach dem Positiven, eigentlich negativ ist”
Lieber Anrdej
ich fand deinen Blockpost Aufschluss reich.
Ich mag deine Einstellung,ich kämpfe immernoch mit meiner Angst.Du hast mich inspiriert die Dinge Mal anderes zu betrachten.Danke schön.
Ich wünsche dir einen schönen Tag.lg Yvonne Bennat
Es freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt. Schön auch, dass du stetig etwas für dich tust. Ich drücke dir auf deinem Weg fest die Daumen.