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Meine (Lebens)Geschichte

Hier schreibe ich über mich und meine (Lebens)Geschichte. Diesen Text habe ich mir von meiner Seele geschrieben; ehrlich, direkt und nah.


Meine Frühe Kindheit

Ich kam an einem Sonntag Morgen um 10:41 auf die Welt. Es war der 18. September 1983. Meine Geburtsstadt, Kustanai, liegt im heutigen Kasachstan – damals Teil der Sowjetunion.

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Mein Geburtsort

Obwohl ich damals in der Kasachischen Sozialistischen Sowjetischen Republik lebte, war eigentlich alles russisch. Russische Kultur, russische Sprache, russisches Essen und so ziemlich alles andere woran ich mich erinnern kann.

Ich war Deutscher, musste diese Tatsache aber „Geheim halten“. Darauf bestand meine Mutter zumindest. Kinder können grausam sein. Seine deutsche Herkunft zu offenbaren heißt: Seinen Spielkameraden Munition zum Hänseln zu geben. Den „Deutsch“ war in der Sowjetunion ein synonym für Nazi.

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1987 – Ich und meine Mama

Eines Tages, ich musste 7 Jahre alt gewesen sein, kam also ich heulend aus der Schule nach Hause. Schluchzend und tränenüberströmt erzählte ich meiner Mutter, wie gemein die Kinder zu mir waren. „Sie hänselten mich, schubsten mich und die Lehrerin tat nichts.“

Meine Mutter marschierte sofort in die Schule. Eine Mutter, die um das Wohlergehen ihres Kindes kämpft kann sehr überzeugend sein. Nachdem sie mit der Lehrerin, dem Direktor und dem Lehrer-Rat gesprochen hatte (alles an einem Tag), wurde ich am nächsten Tag in der Klasse zum „guten Deutschen“ gekürt.

Nichtsdestotrotz, die Weichen waren schon gestellt. Meine Tränen und dieser Nachmittag war der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen bachte. Meine Mutter wollte eine bessere Zukunft für ihr Kind. Und in der Sowjetunion würde sie diese Zukunft nicht finden können. Neun Monate später,  an einem warmen August im Jahre 1991 flogen wir – ich, meine Mutter, mein Opa und meine Tante – nach Moskau, um von da aus nach Hannover zu fliegen.

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Unruhen in Moskau

Moskau war unruhig, als wir ankamen. Das Land war in einem kritischen Zustand. Ein Putschversuch ereignete sich und sollte den damaligen Präsidenten absetzen. Es gab keine funktionierende Polizei. Vielerlei brach Chaos aus und das organisierte Verbrechen gewann die Oberhand. Als Nicht-Gläubige beteten wir heil aus dem Land zu kommen.

Angekommen in Deutschland

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1991- Anfunkt in Deutschland: Meine Tante, mein Opa, meine Mutter und Ich (von Links nach Rechts)

In Hannover angekommen war ich erleichtert und gleichzeitig enttäuscht. Die ganzen Versprechungen – Deutschland sei ein besseres Land – entpuppten sich heiße Luft. Alles sah gleich aus. Mit meinen 7 Jahren konnte ich keinen Unterschied erkennen.

Die nächsten Jahre waren turbulent. Emigrieren ist wie ein Balanceakt im Zirkuszelt- ohne Sicherheitsnetz und ohne die Chance zurückzugehen. Du musst Schritt für Schritt nach vorne – auch wenn du Hindernissen begegnest.

Die neue Sprache, die neue Kultur und die gelegentlichen Anfeindungen waren eine Herausforderung. Und natürlich gab es dann und wann mal eine Träne hier und eine Rauferei dort. Aber als starke Familie meisterten wir diese Herausforderungen.

Es ist schon witzig: In der ehm. Sowjetunion wurde ich manchmal als Nazi-Schwein beschimpft und hier lernte ich den Begriff Russen-Schwein kennen. Die Ironie war mir damals schon skurril.

Menschen „das Fremde“ und kanalisieren diese Furcht in Hass und Anfeindungen.

Ich beschwere mich aber über nichts. Ich würde es immer wieder bestätigen: „Ich hatte eine tolle Kindheit und eine großartige Jugend.“ Erst im Nachhinein erkenne ich wie stark meine Familie war und wieviel bedingungslose Liebe ich erhielt. Die Liebe der Familie ist die wichtigste Nahrung und der beste Schutz, die ein Kind braucht.

Das Jugendalter

Als Jugendlicher hast du wenige Aufgaben: Geh zur Schule, bringe einigermaßen gute Noten nach Hause und mach nichts was den Eltern zu viele Sorgen und Kummer bereitet.

Das wichtigste ist in diesem Alter deine Position in der Gruppe. Als Junge wollte ich mich immer beweisen, meine Stärke demonstrieren und mit meinem Geschick angeben. Bei jedem Versuch versagte ich aber kläglich.

Ich war kein guter Sportler, die Schule fand ich langweilig, bei den Mädels war ich unbeliebt und Hobbies hatte ich keine.

Ich mochte Informationen jeglicher Art, hatte aber nie Lust tiefer in die Materie einzutauchen. Meine Interessen waren temporär und oberflächig. Trotzdem Wissen interessiert mich. Ich fragte immer wieder: „Warum?“

Ich (14) und meine Mutter : Urlaub auf Mallorca

Ich (14) und meine Mutter : Urlaub auf Mallorca

Aber damals wollte ich einfach nur cool sein. Wie ich dies aber anstellen sollte, wusste ich nicht. Ich orientierte mich an älteren Jungs und an Gangsterfilmen. Ich konstruierte mir eine Persona und versuchte diese zu spielen. Nach einer kurzen Weile stellte ich fest, dass diese Persona mir doch nicht die erhoffte Erfüllung bringt. Also suchte ich weiter.

Ich jagte einem Idealbild nach, dass sich immer wieder veränderte. Es war eine kernlose Zeit. Eine Zeit voller kleiner Heucheleien, Schauspielerei und Selbstbetrug.

Man wollte dazugehören und man wollte Akzeptanz; viel Akzeptant. Die Suche nach Anerkennung verformte teilweise den eigenen Kern der Persönlichkeit. Man passte sich an, lachte zu Witzen, die einem nicht gefielen und suchte insgeheim nach Nähe, Geborgenheit und Liebe außerhalb des Elternhauses. Diese Intimität fand ich nie und erhöhte darum meine Suche. Ich wurde rastlos.

Erst viele Jahre später erkannte ich, dass diese innere Lehre kein Mensch füllen kann.

Die halbstarken Philosophen

Könnte das ganze Leben nur ein Traum sein? Welchen Einfluss hat die USA auf Deutschland? Wie stark beeinflussten unsere Eltern unsere Persönlichkeit? War der Kommunismus eine gute Idee?

Als ich 16 Jahre alt wahr fing ich eine Ausbildung bei Peek&Clobbenburg an. Zwei Jahre später kaufte sich meine Familie ein Haus. Durch diese Umstände wechselte sich auch allmählich mein Freundeskreis.

Wir trafen uns regelmäßig und besprachen Konzepte, Ideen und Meinungen. Es war für mich eine neue Erfahrung. Zum ersten Mal in meinem Leben machte etwas „Klick“.

Meine ganze Familie und mein früherer Freundeskreis unterhielten sich größtenteils realitätsnahe Ereignisse, zukünftige Pläne und eigene Intentionen.

In dem einen Freundeskreis standen motorisierte Fahrzeuge, Sport, Musik, Frauen und Parties im Vordergrund. Im anderen Freundeskreis waren es Philosophen, Weltpolitik und die Bewegung der 60er Jahre.

Meine Familie redete viel über Geld, über die immer weiter teuerer werdenden Preise und über die „Scheiß-Arbeit“. Bei den halbstarken Philosophen redeten wir über die Implikationen des Kapitalismus, über die Zukunft der Arbeit und über Technologie.

Das Niveau dieser Gespräche war wahrscheinlich nicht allzu gehoben. Aber wir fühlten uns wie Helden. Wir nährten uns von unseren Erkenntnissen und unser junge Egos wuchsen.

Da ich bei Peek&Clobbenburg arbeitete motivierte ich eine neue Art des  Kleidungsstils. Und schon nach kurzer Zeit sprengten wir die Parties mit unseren Schiebermützen, unseren Cord-Sakkos und unseren Schlipsen.

Wir waren jung, wir waren arrogant und wir waren redegewandt. Die Rechnung ging auf. Es folgten Respekt, Anerkennung, Akzeptanz und Frauen. Nicht spektakuläres, aber trotzdem – es reichte uns aus.

Bis zum heutigen Tag bin ich für diese Erfahrungen dankbar. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich meine Energie in eine geistige Richtung lenken. Eine Richtung, die unendlich weit zu sein schien. Eine Wiese auf der man sich intellektuell austoben kann.

Meine Familie, die Schule und selbst später das Studium konnten mir diese intellektuelle Spielwiese nicht bieten. Diese Spielwiese muss jeder für sich selbst errichten und pflegen.

Der Wissensdurst ist seit diesen Tagen erst richtig entfacht und wird immer weiter angefeuert. Und ich bin mehr als dankbar für diesen Kreis der halbstarken Philosophen. Lernen – so wie ich es jetzt für mich definiere – ist die beste, schönste, sinnvollste und angenehmste Möglichkeit Zeit auf diesem Planeten zu verbringen.

Mit nichts machen viel Schaffen

Ich bin dankbar und ein bisschen demütig für den Fakt, dass mein Kopf anständig funktioniert. Ich gehöre keineswegs zu den Genies – und weis auch ehrlich gesagt nicht, ob ich dazu gehören möchte – aber mit ein wenig Interesse und Antrieb kann ich mich gut in eine Materie einarbeiten.

Steve Job hat mal gesagt: „Alles um dich herum, das was du als Leben bezeichnest, wurde von Menschen geschaffen, die nicht schlauer sind als du.“

An diese Philosophie glaube ich fest. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass jeder etwas Bewegen kann. Du musst nur die Richtung und den Antrieb finden.

Als ich meine Ausbildung absolvierte (2000-2003) war mir dessen nicht bewusst. Glücklicherweise funktionierte das Ding auf meinen Schultern ganz gut. Ich lernte ausschließlich auf dem Weg in die Berufsschule. Das Ergebnis: Ich verkürzte meine Ausbildung und absolvierte sie mit 94% (sehr gut).

Während der Ausbildung stellte ich schon fest, dass ich die Ausbildung nur genommen habe, um ETWAS zu haben. Meine Wahl ruhte auf dem Gedanken der Sicherheit und der gesellschaftlichen Akzeptanz. Dies entsprach auch dem Wunsch meiner Mutter.

Zudem konnte ich ja schlecht nichts machen. Der Großteil meiner Freunde machte eine Ausbildung. Also entschloss ich mich auch eine zu machen. Auf einmal hatte ich Geld und weniger Zeit. Ich verbrachte den Hauptteil des Alltages mit Dingen, die ich zwar gut ausführen konnte, die mir aber im Grunde genommen völlig egal waren.

Mich interessierte schon immer die Psychologie. Ich wollte wissen warum wir das Denken, was wir denken und warum wir so sind, wie wir sine.

Also entschloss ich mich nach meiner Ausbildung mein Abitur nachzuholen. Zurück zur Schule! Es war ein Vollzeit-Erwachsenen-Abitur. Der deutsche Staat fördert Menschen, die nach ihrer Ausbildung ihr Abitur nachholen wollen. 3 Jahre lang (2003-2006) lernte ich und lebte ich am Braunschweig Kolleg.

(BILD BS KOLLEG) Es war eine tolle Zeit. Dies waren meine 60er Jahre. Ich lernte kaum, philosophierte viel und probierte viel aus. Ich war 19 als ich mein Abitur anfing. Ich war jung mit viel Energie, wenig Geld und einem riesigen Wissensdurst.

Die Themen in der Schule waren zwar interessanter, aber ich hatte nicht den Elan mich hier ins Zeug zu legen. Ich liebte Bücher über das Unerklärliche. Was ist die Realität? Warum Lebe ich überhaupt? Was existiert außerhalb des Universums?

Ich fehlte viel in der Schule und hatte Mühe mich jeden Tag aufzurappeln. Ich könnte jetzt alles auf die Schule schieben und sagen: „Das Schulsystem ist verkorkst und ich fand nichts interessant.“ Aber das stimmt so nicht ganz. Im Grunde war ich faul. Richtig faul.

Ich mied alles was im entferntesten anstrengend war. Damals funktionierte ich nach einem einfachen Prinzip: Ich wollte soviel wie möglich gute Gefühle anziehen und alle schlechten Gefühle abstoßen.

Was ist aber wenn dich ein Thema interessiert (gutes Gefühl), du aber keine Lust hast zu lernen (schlechtes Gefühl). Was ist wenn dich eine Frau interessiert (gutes Gefühl), du aber dich nicht traust den nächsten Schritt zu wagen (schlechtes Gefühl). Was ist wenn du erfolgreich und respektiert werden willst (gutes Gefühl), dir aber der Weg dorthin zu anstrengend erscheint (schlechtes Gefühl).

Ich war zu bequem. Was macht man aber, wenn diese Bequemlichkeit einen langweilt und man sich nicht anstrengen möchte? Man sucht nach schnellen, kurzlebigen Ekstase-Momenten. Übersetzt heißt das: Feiern und Konsumieren.

Ich flüchtete mich in das schöne Feierleben. In dem ich mich nicht mir auseinander setzen musste. Beim Feiern und bei der Geselligkeit konnte ich meine Fassade der kompetenten, alles im Griff habenden und lebensfrohen Gestalt aufrecht erhalten.

Und in der Tat. Ich bing überzeugt, dass mich die meisten Leute so sahen und empfanden. Ich war beliebt. Meine selbstkreierte Persona schien anzukommen und erfolgreich zu sein. Im tiefen inneren war ich aber unsicher, verängstig und wusste, dass ich nur einen geringen Teil meines Potentials auslebte. Ich war der bequemste Teil meiner selbst. Ich war nicht die beste Version meiner Selbst. Insgeheim schämte ich mich stark dafür.

Ich hatte immer den Glauben, dass danach alles besser sein würde. So verging die Zeit und in der Tat. Ich ging den leichtesten Weg und erntete dafür eine großartige Zeit.

Nichtsdestotrotz die Zeit hatte einen komischen Nachgeschmack. Es ist ungefähr so, als ob du mit viel Kaffee und Schokolade eine Nacht für dein Examen lernst und dann eine 2- dafür bekommst. Du bist stolz und begeistert, dass du mit so einem geringen Einsatz eine so gute Note bekommen hast. Was wäre aber passiert, wenn du vollen Einsatz gebracht hättest? Du wirst es nie erfahren!

Im Mai 2006 war es dann soweit. Ich bekam mein Abitur. Das Motto – mit nichts machen viel schaffen – nahm ich mit ins Studium. Ziemlich schnell merkte ich jedoch, dass hier ich mich zum ersten Mal anstrengen musste.

Das Studium der Verzweiflung

Nach kurzzeitiger Euphorie landete ich hart. Die ersten Wochen waren toll. Neue Menschen, Parties und ein neues Land. Die Realität schlug mir jedoch sehr schnell mit vollster Kraft ins Gesicht. Ich erkannte schnell, dass sich meine mir vertraute Lebensweise und mein Motto sich ändern mussten, wenn ich mein Psychologiestudium weiterführen wollte.

Der Lernaufwand war mörderisch und einfach mal so ein paar Tage vor der Klausur lernen ging nicht mehr. Zum ersten mal in meinem Leben musste ich mich wirklich anstrengen.

Ich studierte in den Niederlanden. Mein Psychologiestudium war auf holländisch und die Literatur komplett auf Englisch. Beide Sprachen beherrschte ich nur mäßig.

Ziemlich schnell erwischte ich dabei wie mir der Stoff an sich total egal wurde. Ich lernte nur noch für die Examen. Wenn ich mir die Zeit nehmen würde, mich wirklich in die Materie zu vertiefen, dann würde ich nur 1/4 der Bücher durchnehmen können. Also ging das Bulimie Lernen los.

Alle Fakten in sich reinschaufeln und für das Examen auskotzen.

Die Motivation erhöht sich schnell, wenn man mit dem Rücken gegen die Wand steht. Aufgeben war unakzeptabel – dieses Wort bestand in meinem Vokabular nicht.

Also ackerte ich und versuchte das beste daraus zu machen. Ziemlich schnell stellte sich wieder das altbekannte Gefühl ein: „Wenn ich das erst einmal geschafft habe, dann wird es besser.“

Mein Zukunftsoptimismus gab mir Kraft und ich lernte mit den neuen Herausforderungen besser umzugehen. Nichtsdestotrotz nervte mich dieses Gefühl, dass erst in der Zukunft alles besser werden würde.

Warum nicht jetzt?

Also setzte ich mich hin und began ein Liste zu schreiben. Titel: Was müsste passieren, damit ich erfüllt und glücklich werde? Mit anderen Worten: Was sind die Bedingungen für Erfüllung? Schließlich konnte das Leben doch nicht so weitergehen, dass ich jetzt „leide“ und für meine Zukunft lebe. Wann kommt diese Zukunft denn?

Das waren meine Bedingungen:

  1. Das Studium müsste mir einfacher fallen und mir Spaß machen.
  2. Eine tolle Freundin in meinem Leben wäre sehr bereichernd.
  3. Einen interessanten Job, der mich fordert, wäre toll.
  4. Ich brauche tolle Menschen in meinem Leben und einen soliden Freundeskreis.
  5. Bereichernde Erfahrungen, tiefe Gespräche und Möglichkeiten meine kreative Ader zu entdecken / zu entfalten sind ein Muss.
  6. Ich möchte in einer tollen WG wohnen in der ich, ich sein kann.
  7. Ich brauche ein breites Netzwerk (Vitamin B) in meinem Leben.
  8. Ich besuche regelmäßige Parties und andere Festivitäten.

So habe ich meine Bedingungen hierarchisch angeordnet. Die Zeit verging und ich entwickelte mich weiter. Ich machte neue Freundschaften, lernte eine tolle Frau kennen, zog in eine großartige WG und machte das Studium eigentlich nur so „nebenbei“ – nicht besonders gut, aber auch nicht besonders schlecht. Mir genügten durchschnittliche Ergebnisse.

Dachterasse

Meine WG und meine Mittbewohner (2009)

Es war ein Sommer im Jahre 2009. Drei Jahre war ich im Studium und meine Abschlussarbeit rückte immer näher. Und obwohl an der Oberfläche alles gut war, brodelte es in mir. Ich fühlte ich mich verzweifelt, ausgelaugt und ärgerlich – ohne Grund.

Ich saß auf unserer Dachterrasse, schaute in die Sonne und dachte über mein Leben nach.

Viele kennen so einen Augenblick: Man betrachtet sein Leben, reflektiert über Vergangenes und alles schein irgendwie perfekt zu sein.

Bei mir war es umgekehrt. Ich fühlte mich miserabel und wusste nicht warum. Ich hatte alles was ich wollte und dieses „Haben“ brachte mir nicht die innere, wohltuende Erfüllung, nach der ich suchte.

Meine Wünsche, mein Leben und meine Umgebung schienen ein Schauspiel zu sein. Mein ganzes Leben dachte ich mir: „Wenn ich dieses oder jenes habe, dann habe ich es geschafft.“

Dies war bei mir absolut nicht der Fall. Und da saß ich nun. Alleine auf der Dachterrasse. Mein Magen krümmte sich und ich wusste, dass mein Leben so nicht mehr weiter gehen konnte. Ich schauspielte zu lange denn kompetenten, immer fröhlichen und ausgeglichenen Menschen. Ich lebte ein Konzept. Ein Konzept, dass ich aus den Medien, meiner Familie und der Umgebung übernommen habe. Ein Konzept, dass Glück und Erfüllung versprach. Ein Konzept, dass von irgendjemand anders definiert worden war. Aber nicht von mir.

Was ich wirklich wollte, wonach ich wirklich strebte und was mich wirklich erfüllte, wusste ich nicht. Ich hatte keine Ahnung was ich in meinem Leben wollte.

Es war Zeit. Die Zeit war angebrochen, um die Handbremse zu ziehen. Ich musste von dem eigens geschaffenen Konstrukt meines Lebens weg. Ich musste Zeit für mich nehmen, um mich selber zu finden.

Meine Freundschaften und meine Beziehungen litten am meisten in dieser Zeit. Menschen, die mir nah waren und denen ich am Herzen lag verstanden mich nicht mehr, weil ich mich selbst nicht mehr verstehen konnte. Das Konzept „Andrej“ wurde schwammiger als je zuvor, weil ich keine Kraft mehr aufbrachte, um dieses Konstrukt aufrechtzuerhalten. Nach jahrelanger Anstrengung kam die Implosion. So als ob du die ganze Zeit deinen löchrigen Fahrradschlauch nach pumpst – und dann hörst du auf.

Unfähig mit dieser Situation umzugehen, tat ich Menschen, die mir nahe waren weh. Ich suchte Abstand, formulierte meine Bedürfnisse jedoch nicht. Ein dunkler Teil in mir suchte auch nach Umständen, Menschen und Einflüssen, deren ich die Schuld zuschieben konnte. Ganz nach dem Motto: „Du gibts mir das nicht was ich brauche.“ Dabei wusste ich selbst nicht was ich brauche.

Ich war am Ende meines Psychologiestudiums, als ich von der Möglichkeit erfuhr ein zusätzlichen Minor zu machen. Ein Minor ist eine Art Nebenfach. Eine Spezialisierung außerhalb des Studiengangs. Es ging in diesem Minor um „kulturelle Unterschiede zwischen einem nicht-westlichen Land und die Implikationen beider Kulturen auf geschäftliche Beziehungen“.

Ich bewarb mich, bekam ein Stipendium und flog im Januar 2010 nach Bolivien. Hier und in anderen Teilen Süd-Amerikas sollte ich vier Monate bleiben. Diese vier Monate trugen zur wesentlichen Veränderung meines Lebens bei und gaben mir eine neue Richtung in meinem Leben. Für die Einsichten bin ich zutiefst dankbar. 2010 startete ich meine persönliche Erkundungsreise meiner Selbst. Andrej Uhrich. Wer bist du?

Die Reise zur Freiheit

Angekommen in Süd-Amerika war ich komplett auf mich alleine gestellt. Ich hatte mir einen Praktikumsplatz in einer Kindertagesstätte in Bolivien ausgesucht.

Luz del Mundo lag am Stadtrand in Santa Cruz de la Sierra – ein Armutsviertel mit viel Kriminalität und Gewalt. Das erste Mal in meinem Leben sah ich wirkliche Armut.

Familien lebten in selbstgebauten Hütten ohne Boden und Kanalisation. Die Straßen waren verdreckt, mit dreckigen Pfützen, Kot und herumstreunenden Hunden.

Über drei Monate arbeitete ich in dieser Kindertagesstätte. Ich leitete die ankommenden Freiwilligen, kreierte eine Partnerschaft für Freiwilligen-Austausch mit dem GIZ und half beim Ausbau der Tagesstätte.

Es war eine tolle Zeit. Während dieser Zeit lernte ich mich auch besser kennen.

Wenn du jeden Tag komplett auf dich gestellt bist, du die Sprache nicht sprichst, dich in einer komplett fremden Kultur orientieren musst und ständig Gefahr läufst bestohlen oder angefeindet zu werden, dann lernst du deine Grenzen und deinen Kern viel besser kennen.

Beinah jeden Tag musste ich mich aus meiner Komfortzone bewegen. Zudem war ich allein und somit auf mich gestellt. Natürlich, man trifft andere Reisende und lernt Einheimische kennen – trotzdem alles ist temporär und man weis, dass man eigentlich immer alleine ist.

Ich begann viel zu schreiben und genauer auf meine Gefühle zu achten. Warum wurde ich zum Beispiel manchmal nervös? Warum war an einigen Tagen redegewandt und charmant und an anderen Tagen zurückgezogen und mürrisch? Warum traute ich mir manche Situationen ich zu? Warum wollte ich immer das was ich nicht hatte? Und warum war ich niemals zufrieden?

In dieser Zeit fing ich auch an zu meditieren. Beim Meditieren stellte ich erstaunt fest, wie rastlos ich eigentlich war. In meinem Kopf wütete ein Tornado und riss mich emotional immer wieder mit.

Ich strebte nach Zentriertheit und Fokus, war jedoch zerstreut und verwirrt.

Die ersten Meditaitonssitzungen hielt ich nicht durch, weil mir das Nichtstun an sich so weltfremd erschien. Ich ärgerte mich, über den Sturm, der in meinem Kopf wütete.

Ich sah das Meditieren als eine Herausforderung und wusste, dass diese mentale Übung mir auf längerer Hinsicht gut tut. Die Meditation brachte mich näher zu meinem inneren Kern. Die Sitzungen waren nicht unbedingt angenehm.

Denn Meditation konfrontierte mich mit meinem „Andrej Konzept“. Inwiefern projiziere ich ein verzerrtes Bild von mir in die Außenwelt? Und in wie Fern unterscheidet sich dieses Bild von meinem wirklichen Inneren?

Meditation lernte mich auch meine Ressourcen besser zu nutzen. Zum ersten Mal spürte ich mein inneres Potential. Ich spürte die immense Kraft, die in mir schlummert, die aber bis jetzt nicht angezapft wurde.

Ich wusste, dass ich viel erreichen kann, wenn ich nur meine Energie richtig nutze. Ich erkannte auch, dass mein Körper mein Kapital ist. Missbrauche ich meinen Körper mit wenig Schlaf, schlechter Ernährung und viel Alkohol, dann wirkt sich das auch auf meinen Gemütszustand und die Qualität meiner Gedanken aus.

Das Projekt Andrej wurde geboren: Ich war fasziniert wie sich mein Körper und mein Geist in verschiedenen Situationen verhält. Ich war erstaunt, wie ich meine Energien kanalisieren kann. Und ich wurde angeregt zu experimentieren: Wie kann ich mein Potential finden, entwickeln und zielgerichtet nutzen?

Für mich war diese Reise lebenswichtig. Diese Reise änderte den Kurs meines Lebens. Ich nähre mich immer noch von den Einsichten und dem erlangten Wissen.

Jemand weises hat mal gesagt: „Dein schlimmster Feind und jene, die dich hassen, vermögen dir niemals so zu schaden, wie dein eigener Geist.“

Das stimmt und ich ergänze noch zusätzlich mit dem folgenden: „Kennst du die Funktionsweisen deines Geistes, kannst du diese für dich Nutzen und somit nach und nach dein Potential entfalten.“

Als ich zurück von meiner Reise kam, war ich energetisch geladen. Ich wollte viel machen, ich wollte viel ausprobieren und einfach Mal testen was ich alles erreichen kann.

Ich verbannte den Gedanken: „Wenn ich dieses oder jenes schaffe, dann….“ Ich machte nur noch Sachen, durch die ich mich weiterentwickeln konnte. Ich forderte mich auf, mich so oft wie möglich aus der Komfortzone zu drücken.

Die Zeit der Projekte (Überflieger-Modus)

Auf einmal hatte ich tausend Interessen. Aus Süd-Amerika zurückgekommen, fühlte ich mich wie neu geboren und wollte unbedingt neue Projekte starten.

Ich began zu klettern (Wall-Climbing), ich versuchte mich im Wind-Surfen und stellte meine Ernährung um. Ich wurde Vorstand-Vorsitzender von ESN-Twente, Unite und Twente-Toastmasters.

In dem ganzen Prozess stellte ich mein eigenes Projekt auf die Beine und selbständiger Berater zu beweisen. Ich wollte Unternehmen beraten, die nach Deutschland expandieren wollten. Meine Anstrengungen waren zwar sehr amateurhaft, aber trotzdem, ich habe viel gelernt.

In dieser Zeit wurde ich auch Assistent eines Professors. Er beauftragte mich Vorlesungen zu leiten, Examen zusammenzustellen und Hausarbeiten zu korrigieren.

Ich war erstaunt wie wie viel in mir Steckte und hatte riesigen Spaß an meinen Aufgaben. Zugegeben ich machte viele Fehler und es war niemals einfach, aber ich lernte übermäßig viel über mich selbst.

Dies wahr auch eine Zeit in der ich viele Hörbücher und Podcasts gehört habe. Egal, ob beim Sport, auf dem Fahrrad oder Nachts vor dem Einschlafen. Ich verschlang Informationen jeglicher Art. Meistens wahren es jedoch Selbsthilfe Bücher.

Themen wie Emotionale/Soziale Intelligenz, Entrepreneurship, Nachhaltigkeit, evolutionäre Psychologie etc. haben mich immens interessiert.

Ich fand auch meinen Gefallen an Wochenend-Seminaren. Meine Universität nämlich bot gratis Workshops an. Zwanzig bis Dreißig Teilnehmer fahren an einem Wochenende weg und werden durch professionelle Trainer gecoacht.

Dabei ging es um Produktivität, Kreativität, Talent-Findung und so weiter. Ich besuchte so viele Seminare, wie es mir die Zeit erlaubte und war immer wieder erstaunt wie wenig über mich wusste bzw. wie tief ich gehen konnte.

Es war eine großartige Zeit, doch ich musste meine Studium auch beenden. 2011 absolvierte ich mein Psychologiestudium.

Damals wusste ich schon, dass mich das Unternehmertum interessierte. Ich hielt Ausschau und bewarb mich um den Studiengang „Innovation Management and Entrepreneurship“.

Ich wurde angenommen und erhielt zudem die Möglichkeit Teil des Studienganges in Berlin zu absolvieren. Eine Partnerschaft zwischen der Technischen Universität Berlin und der Universität Twente ermöglichte mir auch ein Doppelabschlussprogramm zu absolvieren.

Ich wollte sowieso nach Berlin und zwei Master halten besser als einer. Also dachten ich mir: Warum nicht!? Auf gehts nach Berlin!

Berlin – die Stadt der Möglichkeiten

2012 kam ich nach Berlin. Ich habe die Uni besucht. Ich habe mich neue orientiert und ich habe wieder viel dazu gelernt.

Berlin ist inzwischen (2015) meine Stadt geworden. Mittlerweile betrachte ich diese Stadt, wie eine große Box voller Pralinen. Such dir, diejenigen aus die du haben willst und genieße.

Egal welchen Erfahrungen du nachstrebst, Berlin bietet dir diese Möglichkeit – naja fast. Fakt ist aber: Berlin hat viel zu bieten.

Egal, ob du dich orientieren möchtest oder schon weist in welche Richtung es gehen soll, hier gibt es Menschen, die ähnlich denken. Das ist das schöne an einer Großstadt.

In Berlin kam meine Neu-Orientierung bezüglich meiner beruflichen Zukunft. Hier habe ich erkannt, dass ich nicht für ein Unternehmen arbeiten möchte. Ich habe erkannt, dass mir eine typische Büro-Kultur überhaupt nicht gut tut.

In Berlin habe ich den Mut gefunden meiner Selbständigkeit zu folgen. Ich habe festgestellt, dass ich wirklich Projekte auf die Beine stellen und verwirklichen kann.

Diesen Mut zu haben eröffnete mir neue Möglichkeiten und neues Selbstvertrauen mein Leben so zu gestalten, wie ich es wirklich möchte.

Ich weiß endlich wie mein Leben aussehen soll. Ich weiß endlich in welche Richtung es gehen soll. Ich weiß meine Mission und ich werde diese Mission beschreiten. Für mich alleine und mit anderen Menschen.

Meiner Meinung nach ist die Möglichkeit zur Selbstbestimmung, die wir haben ein reiner Segen. Zuvor muss aber etwas anderes weitaus wichtigeres passieren – die Selbstfindung.

Ohne sich selber gefunden zu haben, kann man sein leben nur zu einen äußerst geringen Teil selbst bestimmen. Wenn man nicht weiß, wer man ist, was man will und warum man es will, dann ist man immer fremdgesteuert.

Mark Twain hat mal gesagt: §Es gibt nur zwei wichtige Momente im Leben. Der erste ist, wenn man geboren wird. Der zweite ist, wenn man herausfindet, warum.“

Diese innere Sicherheit und diese Gewissheit zu haben, ermöglicht einem neue Möglichkeiten. Und keiner kann dich finden, außer du selbst.

Alle meine Entscheidungen in meinem Leben waren wichtig, um zu diesem Punkt zu kommen. Bereue ich ein paar Entscheidungen? Natürlich! Aber, ohne diese Entscheidungen, wäre ich nicht derjenige, der ich bin.

Ich bin glücklich mit dem Verlauf. Fehler müssen gemacht werden, um daraus zu lernen. Man fällt hin, um aufzustehen und man lernt mit jedem Atemzug – bewusst, neugierig und voller Faszination.

Das Leben ist ein Geschenk, dass uns auf einen silbernen Tablet serviert wurde. Vermassele es nicht, denn du lebst nur einmal ;)

Alles Liebe und Gute,

Andrej Uhrich


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