Hallo, ihr Lieben! :)
Stell dir vor, du fährst in deinem Auto auf einer Landstraße. Plötzlich, aus dem Nirgendwo, taucht eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben hinter dir auf. Mit schnellem Tempo holt sie dich ein, überholt dich und schneidet dich dabei. Du musst bremsen, um einen Unfall zu verhindern. Danach schlendert das Auto ein wenig auf der Straße vor dir her, bevor es mit Vollgas von dir weg düst.
Was geht in dir vor? Was denkst du über den/die Fahrer(in)? Schließlich konntest du sie/ihn durch die dunklen Scheiben nicht sehen. Welche Charaktereigenschaften würdest du dem Fahrer zuschreiben? Mal dir die Person einfach mal aus. Nutze ruhig ein/zwei Minuten und fühle mit.
Deine Fahrt geht weiter. Nachdem du dich wieder gefangen und beruhigt hast, fährst du weiter und siehst doch tatsächlich den Fahrer an einer Ampel stehen. Diesmal hat er die Fenster offen. Du schaust neugierig rein und sieht einen sehr besorgten und zerstreuten Mann und eine schreiende Frau im Beifahrersitz. Die Frau bekommt gerade ein Kind und der Mann tut sein bestes, um für seine Frau da zu sein und sie so schnell wie möglich in das Krankenhaus zu bringen.
Was verändert sich in dir? Wie urteilst du jetzt über die Person? Wie erklärst du jetzt sein Fehlverhalten?
Mit dieser Geschichte will ich einen typischen psychologischen Effekt verdeutlichen. Dieser Effekt bezieht sich darauf, wie wir (Fehl)Verhalten anderer erklären. Meiner Meinung nach ist dieser Effekt sehr schädlich für zwischenmenschliche Beziehungen, für unsere Gesellschaft als Ganzes und für unser innerliches Wachstum.
Wenn wir immerzu das (Fehl)Verhalten anderer analysieren und bewerten,
kann dies sehr schädlich, für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, unsere Gesellschaft als Ganzes und für unser innerliches Wachstum, sein.
Andrej Uhrich
Von welchem Effekt spreche ich? In der Psychologie wird er als fundamentaler Attributionsfehler bezeichnet. Dies bedeutet eigentlich nichts anderes, als unsere Neigung, Verhalten anderer mit Hilfe von Persönlichkeitsfaktoren, innerer Einstellungen und Überzeugung (dispositionale Faktoren) zu erklären, anstatt durch situative Faktoren.
Wie hast du dir den Fahrer in der schwarzen Limousine das erste Mal vorgestellt? Wie das zweite Mal? Was hat sich verändert? Was hast du das letzte Mal über die Person gedacht, die dich im vorbei laufen angerempelt hat? Was würde sich verändern, wenn du seine/ihre Geschichte kennen würdest? Wie hast du das letzte Mal die Person eingeschätzt, die so grimmig und „böse“ geguckt hat? Würdest du deine Meinung ändern, wenn du ihre/seine Situation wüsstest?
Im Kurzem heißt dies also: Meistens überschätzen wir die dispositionalen Faktoren (Persönlichkeit, innere Überzeugung etc.) in der Erklärung des Verhaltens anderer und unterschätzen die situativen Faktoren (Umstände, Wechselwirkungen etc.).
Und genau hier liegt das Problem. Durch die Erklärung des Verhaltens durch dispositionale Faktoren, können wir schnell zu einem Schluss kommen. Wir können Menschen abstempeln, verurteilen und einfach kategorisieren. Wir können dadurch auch ganz einfache Schlussfolgerungen fällen: „Kein Wunder, dass er arm ist. Er ist halt faul“, „Sie ist halt so negativ und wird immer unglücklich bleiben“ oder „Er ist viel zu schüchtern und wird niemals seine Traumfrau finden“.
Lustig wird es, wenn wir unser Verhalten erklären! Dann drehen wir das Ganze einfach mal um. Hier erklären wir unsere Wutausbrüche, unsere schlechte Laune, unsere Gehetztheit oft durch situative Faktoren. „Wie soll man da nicht schlechte Laune haben, wenn der Chef die ganze Zeit nervt“, „Wie soll ich den mehr Geld verdienen, wenn die Wirtschaft so unfair ist“, „Wie kann ich den glücklich sein, wenn ich nur von negativen Menschen umgeben bin“ usw.
Diese Erklärungen von Verhalten und die daraus resultierende Diskrepanz führt oft zu einem verzerrten Bild der Realität. Denn nach diesen Erklärungen sind wir eigentlich sehr oft unschuldig und können nichts dafür. Denn die äußeren Umstände sind für unser Verhalten, unsere Laune oder unseren Erfolg verantwortlich. Die Anderen aber, die sind selber Schuld bzw. persönlich verantwortlich. Sie tragen diese (un)guten Charakteristiken in sich und diese manifestieren sich halt im Leben.
Ich denke wir alle erklären uns an manchen Tagen so die Welt. Warum? Weil es schön einfach ist! Wir können uns zurücklehnen und brauchen unseren Kopf nicht anzustrengen. Dadurch entgehen uns aber wertvolle Einsichten/Erkenntnisse über uns selbst und über andere.
Mein Tipp: Beobachte dich mal in den nächsten Tagen und schau mal wann du das Verhalten anderer mit Hilfe dispositionaler Faktoren erklärst. Wenn dies der Fall ist, dann versuche dir einfach mal eine Geschichte zu der Person auszumalen. „Ist er so gestresst, weil der Chef ihn mit Aufgaben überfordert?“, „Ist sie so vorsichtig, weil sie eine strenge Mutter hatte?“, „Ist er so glücklich, weil er gerade frisch verliebt ist?“ usw.
Sie diese Aufgabe als eine Art Spiel. Und wenn die Neugier steigt, dann frag doch einfach die Person. Im besten Fall weißt du dann ein Stück mehr über ihre/seine Geschichte. Und Geschichten verbinden!
Ich möchte mit einem Zitat abschließen und du kannst für dich selbst entscheiden, ob dieses wahr ist:
„Um ehrlich zu sein, gibt es niemanden, den du nicht lieben lernen könntest, wenn du erst einmal seine/ihre Geschichte gehört hast.“

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Bis zum nächsten Mal. Ganz liebe Grüße aus Berlin,
Andrej
P.S. Jeden Donnerstag Morgen findest du hier einen neuen Beitrag. Die Inhalte meiner Blogartikel repräsentieren die individuellen Einsichten und Erfahrungen aus meinem Leben, aber auch meine Erkenntnisse und mein Wissen aus den Bereichen Coaching, Psychologie und Meditation. Ich habe dabei nie den Anspruch, dass meine Wahrheit auch deine sein muss! Mein Tipp: Nimm dir einen positiven Impuls für dein Leben heraus und verwerfe den Rest. Es geht hier schließlich um dich! Du weißt am besten, was dir gut tut ;)
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