Hallo, ihr Lieben! :)
Als ich 9 Jahre alt war, trank ich zum ersten Mal bewusst aus einer Tasse Kaffee mit Milch und Zucker. Es waren nur ein paar Schlücke. Doch diese waren so köstlich.
Darum verstand ich auch nicht, wenn meine Mama jedes Mal „Nein“ sagte, wenn ich auch eine große Tasse Kaffee trinken wollte. Ich bekam immer nur ein paar Schlücke, fühlte mich aber danach richtig gut.
Also schlussfolgerte ich: „Wenn ich mich durch ein paar Schlücke so gut fühle, dann muss ich mich durch mehr Kaffee-Trinken noch viel besser fühlen.“
Ich beschloss also meine Mission zu verwirklichen. Ich beobachtete wie meine Mama Kaffee machte. Ich merkte mir jeden Schritt. Und als ich dann 10 Jahre alt war und niemand zu Hause war, konnte ich meine Mission starten. Mission Kaffee!
Ich brühte mir also eine große Kanne Kaffee (ca. 1 Liter), nahm mir eine Tafel Schokolade und setzte mich auf die Couch. Endlich konnte ich meinen Kaffee genießen.
Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, was danach passiert ist. Ich trank beinah die ganze Kanne aus. Danach raste mein Herz. Mir wurde schwindelig. Nach einiger Zeit wollte ich raus gehen und brach im Flur zusammen. Irgendwie schaffte ich es doch aus dem Haus. Ich saß dann draußen an der Wand gelehnt und flehte, dass die Wirkung vorüber geht. Nach ca. 60 Minuten erholte ich mich wieder ein wenig. Nach diesem Vorfall trank ich 5 Jahre lang keinen Kaffee mehr.
Was möchte ich euch damit sagen? Nun, ich glaube, in jedem von uns steckt ein kleiner Wissenschaftler. Wir möchten gerne ausprobieren, testen, schmecken und erfahren. Dabei greifen wir sicher mal daneben. Wir scheitern, tun uns weh und wir erholen uns wieder. Wir lernen also aus unseren Fehler.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass uns diese Eigenschaft entweder verloren geht oder abtrainiert wird. Durch unsere Eltern, unser Bildungssystem und durch die Gesellschaft lernen wir „sichere“ Wege zu befolgen.
Vielleicht werden wir damit nicht glücklich, erfüllt und lebendig. Aber wenigstens sind diese Wege sicher. Bloß nicht zu viele Fehler machen. Bloß nicht scheitern. Bloß nicht negativ auffallen.
Der innere Druck, den ich mir früher damit machte, war riesig. Egal, ob bei der Arbeit, in der Uni, in Freundschaften oder romantischen Beziehungen.
Ich spielte eine Rolle und brauchte Bestätigung, dass ich den richtigen Weg gehe. Ich baute mir mein Leben zusammen und hoffte dadurch endlich irgendwo anzukommen.Andrej Uhrich
Ich spielte eine Rolle und brauchte Bestätigung, dass ich den richtigen Weg gehe. Ich baute mir mein Leben zusammen und hoffte dadurch endlich irgendwo anzukommen. Ich brauchte eine Freundin, einen guten Job, gute Noten in der Uni, den richtigen Freundeskreis… erst dann würde es mir viel besser gehen.
Was ich dabei völlig übersehen habe ist das Spiel, die Entdeckung und die Freude an der Unwissenheit.
Diesen wichtigen Teil in mir habe ich ignoriert. Das Ergebnis: Leid, Schmerz und Verwirrung. Diesen wichtigen Teil in mir nenne ich heute den „kleinen Wissenschaftler“. Dieser möchte so viel entdecken und erfahren. Er möchte durch spielen herausfinden, wie die Welt (und er selbst) funktioniert.
Ich möchte euch mit diesem Blog-Artikel den „kleinen Wissenschaftler“ vorstellen.
Der „kleine Wissenschaftler“ experimentiert sehr gerne. Er empfindet keine Scham einzugestehen, dass er eigentlich überhaupt nicht viel weiß. Er hat zwar sehr viel gelernt, weiß aber, dass dies nur ein Bruchteil von dem ist, was es noch zu entdecken gibt. Für ihn ist es okay seine Unwissenheit einzugestehen und zu teilen.
Dabei reagiert der „kleine Wissenschaftler“ allergisch, wenn er auf Menschen trifft, die das Experimentieren aufgegeben haben und denken, sie wüssten jetzt wie die Welt funktioniert.
Absolute Aussagen, Rechthaberei und Wichtigtuerei schrecken den „kleinen Wissenschaftler“ ab. Er möchte viel lieber mit Gleichgesinnten die Welt entdecken. Er möchte Menschen um sich herum haben, die sich nicht mit Sicherheit begnügen, sondern sich nach immer mehr Tiefe, Vielfalt und Entdeckung sehnen. Auch wenn dies Angst, Scham und Nervosität erzeugt. Dies sind schließlich auch nur Gefühle. Genauso wie Freude, Mut und Liebe.
Dabei ist der „kleine Wissenschaftler“ keineswegs naiv, leichtgläubig oder realitätsfern. Er stützt sich auf seine Experimente und die Experimente anderer. Er kombiniert verschiedene Theorien, Konzepte und orientiert sich an anderen Top-Wissenschaftler auf der Welt.
Der „kleine Wissenschaftler“ bedient sich der Logik, der Intuition und seinen Fähigkeiten verschiedene Ereignisse zu verknüpfen. Dabei weiß er auch, dass ihn sein Gefühl, seine Intuition und seine Schlussfolgerung immer täuschen können.
Dies ist aber nicht weiter schlimm. Denn durch seine Experimente hat er viele Einsichten gewonnen. Er hat sich ein Realitätskonstrukt gebaut, mit dem er sich ganz gut in der Welt orientieren kann.
Macht der „kleine Wissenschaftler“ mal Fehler? Na klar! Aber die Fehler bringen ihn auch weiter. Denn dadurch weiß er, wie es nicht funktioniert. Er sieht also seine Fehler als eine Art Erfolg. Natürlich ist der „kleine Wissenschaftler“ nicht blöd und wiederholt seine Fehler nicht immer und immer wieder.
Manchmal vergisst er auch seine Einsichten und verliert sich in der Hektik des Alltages. Dies passiert aber nur ganz kurz. Denn er hat gelernt, dass dieses „sich verlieren“ auch ein lehrreiches Ereignis sein kann. Also reflektiert er, kombiniert und freut sich auf die nächste Erfahrung. Der „kleine Wissenschaftler“ ist ständig am Lernen.

Der „kleine Wissenschaftler“ weiß auch, dass es kein Ankommen gibt. Alles was er bis jetzt gelernt hat, kann wieder verworfen werden. Dann nämlich kommt etwas Neues und er fängt wieder an zu experimentieren. Denn dies ist seine Bestimmung. Dies ist seine Mission. Dies ist sein Weg. Und es hört nie auf, das große Experiment des Lebens.
Früher (und manchmal auch noch heute) hielt Angst den „kleinen Wissenschaftler“ von seiner Arbeit ab. Angst vor Abweisung. Angst vor Konfrontation. Angst vor den Gedanken anderer.
Aber durch seine Experimente hat er auch gelernt, wo diese Angst wohl herkommen mag. Er hat festgestellt, dass diese Angst einfach ein altes Muster ist. Sie ist auch nur ein Gefühl. Er hat gelernt gemeinsam mit der Angst zu experimentieren. Er hat gelernt die Angst zu integrieren. Er hat gelernt die Angst als einen festen Teil von sich zu sehen. Einen Teil, den er wahrnimmt, akzeptiert und umarmt.
Ich lade dich jetzt ein nach Innen zu schauen und zu fühlen, ob sich dort auch der „kleine Wissenschaftler“ regt. Vielleicht hast du einen anderen Namen für ihn/sie/es. :) Fühl mal!
Dieser Teil möchte ständig Dinge betrachten, anfassen und spüren. Er möchte entdecken und er möchte ausprobieren. Er möchte schmecken, riechen und fühlen. Er möchte verstehen, lernen und herausgefordert werden. Und vor allem: Er möchte Spielen.
Schau mal, ob dieser Teil sich in dir regt. Wenn ja, frage dich mal, ob du diesen Teil kultivieren möchtest. Wenn sich in dir nichts regt, dann frage dich mal, ob du diesen Teil schon mal in der Vergangenheit gespürt hast. Erinnere dich.
Ich danke dir für deine Aufmerksamkeit. Bleibt toll, bleib hungrig und bleib am Entdecken.
Fühl dich umarmt,
Andrej
P.S. Die Inhalte meiner Blogartikel repräsentieren die individuellen Einsichten und Erfahrungen aus meinem Leben, aber auch meine Erkenntnisse und mein Wissen aus den Bereichen Coaching, Psychologie und Meditation. Ich habe dabei nie den Anspruch, dass meine Wahrheit auch deine sein muss! Mein Tipp: Nimm dir einen positiven Impuls für dein Leben heraus und verwerfe den Rest. Es geht hier schließlich um dich! Du weißt am besten, was dir gut tut ;)
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One Comment on “Der kleine Wissenschaftler- Teil 1”
Das ist ein sehr sehr schöner Beitrag. Der öffnet mir das Herz. Ich
fühle mich oft gehemmt, wenn ich etwas Neues anfange, weil ich denke,
nicht gut genug zu sein und blockiere mich dadurch selbst oder bin
frustiert, wenn IT-Technik nicht so funktioniert wie ich es möchte. Der
kleine Wissenschaftler inspiriert mein inneres Kind dazu, entspannt und
fröhlich zu bleiben, auch wenn etwas nicht gleich beim 3. Anlauf
funktioniert. Ich werde mir diesen Artikel eine Weile jeden Tag nach dem
Aufstehen bei einem Glas Tee durchlesen. Für mich ist der Text Balsam
für die Seele. Danke, Andrej. :-)